HAZ Forum zur Hildesheimer Verkehrspolitik, 30.05.2024

"Warten Sie nicht auf bessere Zeiten, setzen Sie sich auf Ihr Fahrrad!"

Diskussionsrunde Hildesheimer Verkehrspolitik
HAZ Forum Hildesheimer Verkehrspolitik © Steffen Abraham

"Warten Sie nicht auf bessere Zeiten, setzen Sie sich auf Ihr Fahrrad", die Abschlussbotschaft von Michael Paul von der Initiative Hildesheim will Radfahren bleibt bei mir hängen. Und ich steige auf mein Fahrrad für den Heimweg.

Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung hatte zum Forum in das Theaterhaus eingeladen. Unter dem Motto "Autos raus aus der Innenstadt?, Hildesheimer Verkehrspolitik auf der Überholspur oder in der Sackgasse" diskutierten die Stadtbaurätin Andrea Döring, CDU-Fraktionschef Dennis Münter, SPD-Ratsherr Tobias Eckardt (Ortsbürgermeister für die Stadtmitte und die Neustadt), Tinka Dittrich, Mobilitätsexpertin der Grünen-Stadtratsfraktion, Axel Kreßmann als Vertreter der Kaufmannschaft und Michael Paul nimmt vom Arbeitskreis Hildesheim will Rad fahren.

Dabei war außerdem Prof. Dr. Jana Kühl, Deutschlands erste Professorin für Radverkehrsmanagement von der Ostfalia Hochschule Campus Salzgitter. Moderiert wurde der Abend vom Rainer Breda und Christian Wolters von der Hildesheimer Zeitung.

Die Eingangsfrage zur Benotung der Hildesheimer Verkehrspolitik reichten von 5+ (Dennis Münter) bis 2 (Andrea Döring). Aber ganz so konfliktreich wurde der Abend dann doch nicht. Große Einigkeit herrschte darüber: die Verkehrspolitik muss besser kommuniziert werden. Auch war man sich einig, dass alle Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger, Radfahrere, Autofahrer und ÖPNV ihre Berechtigung haben. Eine vollständige Sperrung der Innenstadt stand ebenfalls nicht im Fokus der Diskussionsrunde.

Heiss diskutiert wurden dagegen die neuen Netzwiderstände. Das Ziel ist, den Verkehr durch die Innenstadt um 30% zu reduzieren. Frau Döring musste zugeben, "es funktioniert aktuell noch nicht". Man hoffe auf die Öffnung der Dammstraße und weitere Maßnahmen. Besonderer Unmut, die aktuelle Lage an der Marienburger Straße.

Weiterer Streitpunkt waren die aktuellen Umbauten des Hindenburgplatzes und der Kreuzung Immengarten. Hier gingen die Meinungen weit auseinander. Die gefühlte Sicherheit ist bei den weniger profesionellen Radfahrern nicht gegeben. "Als Radfahrer fühle ich mich an vielen Stellen unwohl", Axel Kreßmann. "Kinder sollen sich sicher zu Fuß- und Fahrrad durch die Innenstadt bewegen können", Tinka Dittrich. "Meine Kinder würde ich dort nicht allein fahren lassen", Dennis Münter. Ich habe den Begriff "Kolonnenführer" gelernt. Jeder kann dies bald nach der Öffnung Dammstraße erproben. So einen Linienbus drängeld im Nacken trainiert das Selbstbewusstsein des Radfahrers.
Unter der Frage: "Will Hildesheim so radfahren?", assistierte Michael Paul: "es ist keine besonders gute Lösung". Frau Döring konterte "Ich habe da keine Bauchschmerzen" und "Die Mutigen fahren auf dem Radfahrstreifen und der Rest auf dem Fussweg". Hmm... Den nachfolgenden polemischen Nachsatz von Herrn Münter schreibe ich hier nicht auf.

Zum ÖPNV und dem Ausbau des Taktes im Busnetz sind mir nur Zahlen hängen geblieben. Man möchte langfristig auf den Hauptlinien wieder zum 10 Minuten Takt in der Hauptverkehrszeit. Dies erfordert einen wachsenden operativen Zuschuß der Stadt von von 2.3 Mio EUR anwachsend auf 5 Mio EUR pro Jahr. Hinzu kommen Ausgaben für neue Busse und Ladestationen. ÖPNV Ausbau kostet viel Geld. Mal sehen, ob Hildesheim dies sich leisten kann.

Die Botschaft von Frau Prof. Kühl zur Verkehrswende: "Wir müssen Alternativen zum Auto schaffen", "Wenn es dann jedoch plötzlich weh tut, kommen die Kompromisse". Dies kennzeichnet die Verkehrspolitik in einer "autoorientierten Welt". Demokratische Prozesse sind langsam, wenn alle Beteiligten eingebunden werden sollen. Da wirbt sie für Verständnis. Wichtig sei die Frage, "Wie erreiche ich die Leute". Auf Radstädte, wie Kopenhagen, angesprochen, "Ich finde es wichtig, auch solche Bilder zu zeigen".

Dazu passend die Abschlussbotschaft von Frau Döring "Man darf die Vision nicht aus den Augen verlieren, ..., und nehmen sie für kurze Wege das Fahrrad". Das hört man als ADFC'ler natürlich gern. Und Dennis Münter lädt ein, die weitere Diskussion und Entscheidungsfindung im Stadtentwicklungsausschuß zu verfolgen. Tun wir dies nach dem gelungenen Abend.

Danke an die Hildesheimer Zeitung das knifflige Thema aufzugreifen und für die kurzweilige Moderation.  


https://hildesheim.adfc.de/neuigkeit/haz-forum-hildesheimer-verkehrspolitik

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